Gewalt und Verzweiflung
Martin Keßler in der Reihe „Wort zum Sonntag“
Ich treffe öfters auf Menschen denen Gewalt angetan wurde. Körperlich und seelisch wurden sie attackiert. Von anderen fertiggemacht, zerstört und was das Schlimmste ist: Mit voller Absicht und allen Mitteln! Mord, sexualisierte Gewalt, Stalking, Mobbing und vieles mehr.
Keine Wunde schmerzt so sehr als jene, die uns ein anderer Mensch zufügt, sei sie körperlich oder seelisch. Gerade Opfer von Stalking oder Mobbing berichten mir noch nach Jahren, wie unvorstellbar es ist Gewalt durch einen anderen Menschen zu erfahren. Wie tief die erfahrene Gewalt den Selbstwert, ja die ganze Person ins Wanken bringt, wie Selbstvertrauen und Lebensfreude vernichtet werden. Viele werden durch den Stress dieses Überlebenskampfes krank. Sie sind verzweifelt, manche depressiv und einige entwickeln mitunter ein Trauma, welches sie schlicht arbeits- und lebensunfähig macht.
In den Geschichten gibt es immer auch die, die den Gewalttäter hätten aufhalten können: Vorgesetzte, Nachbarn, Kollegen, Angehörige, zufällige Passanten, jeder von uns kann es sein.
Mit manchen davon komme ich hinterher ins Gespräch und sie alle machen deutlich: Das habe ich mir nicht vorstellen können oder wollen!
Albert Einstein sagte passend dazu: Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.
„Seid wachsam“ rufen uns die Lesungen im Advent zu. Nehmt das Böse wahr, stemmt euch dagegen, nur so „verpennt“ ihr den Moment nicht, wenn der Herr in Leid und Vernichtung kommt. In eurem Widerstand und eurer Solidarität wird er für die Opfer erfahrbar – also seid wachsam!