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Fritscher Karin 2016
Foto (Sibylle Schwenk): Klinikseelsorgerin Karin Fritscher

Schulbeginn

Karin Fritscher in der Reihe „Wort zum Sonntag“

Schulbeginn. Wir schicken unsere Kinder wieder zur Schule, damit sie Bildung erwerben. Sie haben wieder ein knappes Jahr Zeit, um zu beweisen, dass sie mehr Bildung erworben haben. Das Ergebnis zeigt sich dann im Zeugnis. Dort ist im Juli 25 schwarz auf weiß zu lesen, wie gut sie (geworden) sind.
Doch… Haben Sie schon mal was von „Herzensbildung“ gehört? Wikipedia sagt, das sei „durch Erziehung erworbener Besitz einer reichen und differenzierten Gefühls- und Empfindungsfähigkeit“ Reiche und differenzierte Gefühls- und Empfindungsfähigkeit! Macht uns das nicht mindestens genauso zu guten Menschen wie Wissen in Mathematik und Geografie? Wo wird das eigentlich erworben und – wenn es überhaupt geht – mit guten Noten belohnt?
Mit Erschrecken habe ich das Wahlergebnis in Thüringen registriert. Was passiert gerade in unserer Gesellschaft? Geben wir unseren Kindern zu wenig Gelegenheit, Herzensbildung zu erwerben? Gibt es zu wenig Lob, wenn Kinder zwar schlechte Schulnoten haben, aber hilfsbereit, höflich und zuvorkommend sind? Wo werden Tugenden wie Toleranz, Offenheit und Freundlichkeit gelehrt?
Sicher, es gibt ein paar Möglichkeiten, z.B. dass ehrenamtliches und soziales Engagement ins Zeugnis eingetragen werden kann. Aber das ist nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Es liegt an uns allen, solches Engagement zu sehen und auch entsprechend zu würdigen.
Ich wünsche allen Schülerinnen und Schülern – aber auch allen anderen, dass das neue Schuljahr ein Jahr werden möge, in dem wir mehr Bildung erwerben – auf allen Gebieten und in dem wir achtsamer werden für die so nötige Herzensbildung in unserer Gesellschaft.