
Nimm dich wichtig!
Karin Specht in der Reihe „Wort zum Sonntag“
Wir hatten neulich die Kultur-Journalistin und ZDF-Aspekte-Moderatorin Katty Salié zu Gast, die aus ihrem Buch „Das andere Gesicht – Depressionen im Rampenlicht“ vorlas. Depressionen gehören zu den häufigsten und hinsichtlich der Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Fast jeder zweite Bundesbürger ist direkt oder indirekt (als Angehöriger) von Depressionen betroffen! So viele Menschen, Tendenz steigend und doch ist es immernoch ein Tabuthema und mit Vorurteilen verbunden. Dazu kommt, dass psychische Erkrankungen mit Scham behaftet sind. Dabei ist ein erster Schritt das Ernstnehmen der Krankheit – und zwar von den Betroffenen selbst. Der Autor und Journalist Till Raether hatte sein Schlüsselerlebnis im Japanisch-Kurs. Auf japanisch heißt „gute Besserung“ „O daiji ni“, übersetzt: „Nimm dich wichtig!“. Da war ihm auf einmal klar, dass er sein Empfinden ernst nehmen muss! Da hilft kein “Jetzt reiß dich mal zusammen, du hast keinen Grund zu jammern“! Es geht letztendlich darum, seine Gefühle wahr zu nehmen und sie eben nicht mit Arbeit, Social Media oder anderen Ablenkungsstrategien zu übertünchen.
Selbstfürsorge ist ein wichtiges Thema, nicht erst bei Erkrankung. Es tut gut, mal innezuhalten, wider aller Ablenkung in sich hineinhören und zu überlegen, was ist mir wichtig? Was brauche ich, um mich gut, um mich lebendig zu fühlen? Nur, wenn es mir gut geht, kann ich auch für andere da sein.
Die Fastenzeit ist eine Einladung genau das in den Blick zu nehmen. Die Beziehung zu mir, zu anderen und zu Gott. Der Gott, der mich mit liebendem Blick anschaut und der mir hilft, diesen Blick auch an andere weiterzugeben. Anfangen muss jeder bei sich selbst, drum: „Nimm dich wichtig!“.