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Foto (Schwenk): Dr. Jonatan Burger (links) und Romanus Kreilinger

Mit Hoffnung und Besonnenheit Rechtspopulismus begegnen

Sibylle Schwenk 

Als kirchenpolitischer Frühschoppen hat sich der Dekanatstag als Format etabliert. Vergangenen Sonntag haben sich Interessierte aus dem ganzen Dekanat Ostalb auf dem Schönenberg in Ellwangen getroffen, um die Ausführung von Dr. Jonatan Burger aus Bad Mergentheim zu hören. Sein Thema: Rechtspopulismus – das darf Kirche nicht kaltlassen.

Ellwangen . Von verschiedenen Seiten geht Jonatan Burger, der über dieses Thema promoviert hat, an die Problematik heran. „Wir blicken auf die Definition von Populismus, auf die Gründe des Erfolgs von Populismus und auf Ideen, wie Kirche damit umgehen kann“, führt der Referent ein. Dafür zitiert er bekannte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, zum Beispiel von Professor Cas Mudde, der im Populismus eine existentielle Herausforderung für die Demokratie sieht. „Der Populismus will die ‚ganze Bäckerei‘“, kommentiert Jonatan Burger. Auch die Definition des Dudens wird im Vortrag genannt: „…eine von Opportunismus geprägte, oft demagogische Politik, die das Ziel hat, durch Dramatisierung der politischen Lage die Gunst der Massen zu gewinnen.“ Burger stellt klar, dass es zwar Schnittmengen zwischen Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus gebe, diese beiden Begrifflichkeiten aber dennoch genau zu unterscheiden seien. „Es gibt auch Linkspopulismus“, führt Jonatan Burger aus.

Die Erfolge in populistischen Gedanken sieht Jonatan Burger zum einen im Gefühl der Bedrohung der eigenen Freiheit und einem zunehmenden Ungerechtigkeitsempfinden. „Das könne auch die Erklärung für die Erfolge von Rechtspopulisten im Osten Deutschlands sein“.

Sein Hauptaugenmerk richtet der Referent auf die Rolle der Kirche. In großer Deutlichkeit haben sich die Deutschen Bischöfe bereits im März letzten Jahres positioniert in einem Faltblatt mit dem Titel: „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“. Dass es jedoch rechtspopulistische Tendenzen auch bei Christinnen und Christen gebe, sei klar. Deshalb gelte es herauszuschälen, wie man darauf reagieren könne.

„Wir brauchen die Bereitschaft zu politischen Streit und die Entwicklung von Visionen“, meint Jonatan Burger. Man müsse Aversionen aufgreifen und den Wertewandel begreifbar und nachvollziehbar machen. Außerdem sollte man die Partizipation stärken und überlegen, was man im Kleinen tun könne, um Alternativen zu populistischem Gedankengut „als Pflänzchen“ zu ziehen.  „Wir können Kirche weiterentwickeln, das Ehrenamt stärken, mit Besonnenheit reagieren und Hoffnung spenden für eine angsterfüllte Gesellschaft, wo andere Schreckensszenarien zeichnen“. Burger bezieht sich dabei auf ein Zitat aus der Bibel: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“

Dekanatsreferent Romanus Kreilinger sprach als Organisator des Dekanatstags seinen Dank an Dr. Jonatan Burger aus und sprach den Anwesenden nochmal den Mut zu, als Christen zu wirken.

Dem Vortrag und dem Gespräch vorausgegangen war ein Gottesdienst in der Wallfahrtskirche Schönenberg, den Pater Anton Wölfl zelebrierte.