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Foto (Schwenk): Ingrid Beck

Einfach springen

Ingrid Beck in der Reihe „Wort zum Sonntag“

Haben Sie schon einmal beim Skispringen zugeschaut? Um nichts in der Welt würde ich mich von einer Skischanze hinunter trauen. Aber ich finde es faszinierend zuzusehen, wie die Springerinnen und Springer mit hohem Tempo anfahren und abspringen, darauf vertrauend, dass die Luft sie trägt. Skispringen haben sie (meist) von klein auf trainiert und hoffen, dass sie heil und mit einem möglichst weiten und perfekten Sprung unten ankommen.

Vielleicht fühlen wir uns auch manchmal wie auf dem Absprungbalken: eine schwere Aufgabe vor uns, ein lieber Mensch, der uns fehlt und ohne den wir uns das Leben nicht vorstellen können, eine Krankheit…In solchen Situationen nach vorne zu sehen und darauf zu vertrauen, dass das Leben trägt, fällt mitunter schwer – gerade jetzt in herausfordernden Zeiten. Die Springer:innen können nicht lange überlegen, soll ich, soll ich nicht – sie müssen losfahren, wenn die Ampel grün ist. Da gibt es kein Zurück mehr. Natürlich kennen auch Sportlerinnen und Sportler Durststrecken: ein Sturz, Einbruch der Leistungen, vielleicht auch Zweifel und Ängste. Da hilft meist das Team, Trainer oder Sportpsychologinnen aus dem Tief zu kommen, nicht aufzugeben und die Hoffnung irgendwann wieder an alte Leistungen anzuknüpfen. Oben auf dem Balken gilt dann wieder: springen, hoffen, getragen werden und gut landen…

Ich wünsche uns diesen Mut, dieses Vertrauen: Dass wir uns nicht ausmalen, was in unserem Leben alles schief gehen könnte, sondern unseren Fähigkeiten und Ressourcen trauen und die Hoffnung bewahren, dass das, was vor uns liegt, gut ausgeht. „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ – so heißt es im Psalm 18. Aus diesem Satz spricht derselbe Optimismus: Die Erfahrung, nicht alleine zu sein schenkt Kraft. Und gerne dürfen wir diesen Optimismus weitergeben und für andere da sein, die Ermutigung brauchen.