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Foto (Schwenk): Markus Mengemann, Regionalleiter Caritas Ost-Württemberg

Brückenbauer für den Frieden

Sibylle Schwenk

Morgen ist Caritas-Sonntag. Jährlich findet dieser besondere Aktionstag der katholischen Kirche in Deutschland am letzten Sonntag im September statt und steht im Zeichen der Nächstenliebe und Verantwortung. Der Caritas-Sonntag dient dazu, auf gesellschaftliche Probleme hinzuweisen und Spenden zu sammeln, um Menschen in Not vor Ort zu unterstützen. Dieses Jahr lautet das Motto „Frieden beginnt bei mir“. Über die Bedeutung des Caritas-Sonntags im Allgemeinen und über das Motto im Besonderen haben wir mit Markus Mengemann, Regionalleiter der Caritas-Ostwürttemberg gesprochen.

Morgen ist deutschlandweit der Caritas-Sonntag mit dem Thema „Frieden beginnt bei mir“ aufgerufen. Was ist der Caritas-Sonntag und warum ist er wichtig?

Markus Mengemann: Der Tag hat sowohl ein spirituelle als auch eine praktische Bedeutung. In den Gottesdiensten wird über die christliche Verantwortung zur Hilfe für Bedürftige gepredigt, und oft gibt es auch Aktionen oder Projekte in den Gemeinden, um das Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit zu schärfen. Wir können damit auch die Verbundenheit der verfassten Caritas und jener in den Kirchengemeinden aufzeigen. Dass dieses Jahr das Motto „Frieden beginnt bei mir“ ausgerufen wurde, hängt eng damit zusammen, dass die Caritas in Deutschland sich diesen Slogan für das ganze Jahr auf die Fahnen geschrieben hat.

Warum ist es so wichtig klarzustellen, dass Friede bei jedem selbst beginnt?

Es bedeutet, dass echter Frieden in der Welt nur erreicht werden kann, wenn jeder und jede Einzelne den inneren Frieden findet und im eigenen Leben praktiziert. Wenn wir uns also darauf konzentrieren, in uns selbst Frieden zu schaffen, können wir das besser auf unser Umfeld für andere schaffen. Denn innere Balance und Harmonie machen uns weniger anfällig für negative Emotionen wir Wut, Hass oder Angst. Außerdem beinhaltet der innere Frieden, verantwortungsvoll und selbstreflektiert sein zu können. Anstatt andere für Konflikte verantwortlich zu machen, reflektiert man die eigenen Verhaltensweisen und sucht nach Wegen, sich selbst zu verbessern. Der innere Frieden fördert Mitgefühl für andere und reduziert zudem persönliche Unzufriedenheit oder unverarbeitete Emotionen.

Inwiefern ist das Friedensthema eines, das mit dem Selbstverständnis der Caritas unmittelbar verbunden ist?

Die Caritas versteht sich als konkrete Ausübung christlicher Nächstenliebe, die darauf abzielt, Bedürftigen zu helfen und so soziale Spannungen zu mildern. Die Nächstenliebe ist eine Form von Friedensarbeit, denn sie fördert die die Harmonie zwischen Menschen, baut Brücken zwischen verschiedenen sozialen Gruppen und trägt so zur Versöhnung bei. In unserer Arbeit unterstützen wir Menschen nicht nur materiell oder mit unseren sozialpädagogischen Diensten, sondern wir versuchen auch seelischen Beistand und Hoffnung zu geben, was letztlich zu einem tiefergehenden inneren Frieden führen soll.

Mit Caritas International engagieren wir uns weltweit in Krisen- und Kriegsgebieten, wo sie nicht nur humanitäre Hilfe leistet, sondern auch zur Versöhnung und zum Wiederaufbau beiträgt.

 

Wie setzt die Caritas die Friedensbotschaft in ihrer täglichen Arbeit hier vor Ort um?

Sowohl in unseren Diensten, als auch in der Arbeit der Kirchengemeinden ist uns eines besonders wichtig, was mit diesem Motto „Frieden beginnt bei mir“ einhergeht: Es ist der Einsatz dafür, dass vorgefertigte Bilder von Menschen und Situationen, die nicht überprüft, sondern einfach herausposaunt werden, von der Bildfläche verschwinden. Also konkret: Einer ist gewalttätig, aber Tausende andere sind es nicht. Ich glaube das hängt auch damit zusammen, dass wir in einer Gesellschaft leben, die darauf getrimmt ist, eher dem Negativen zuzuhören.

Mit unseren FairKauf-Angeboten, zum Beispiel dem Tafelladen in Heidenheim oder dem Second-Hand-Laden CariMa, mit Projekten wie der Akquise für günstigen Wohnraum und in all unseren Diensten sorgen wir für einen gewissen Ausgleich an sozialen Ungerechtigkeiten und können damit ein Stück mehr Zufriedenheit schaffen.

Haben Sie persönlich eine Vision des Friedens für die Menschen vor Ort?

Ich wünsche mir, dass sich alle ihrer Verantwortung bewusst sind, die demokratischen Strukturen wertzuschätzen und ihre Gestaltungsmöglichkeiten zu nutzen. Eine Vision, die dazu beiträgt, ist die gerechtere Verteilung von Kapital. Mit Blick auf die Politik ist eine weitere Vision das konstruktive Zusammenarbeiten zu wesentlichen Sachthemen, wie aktuell das Flüchtlings-/Asylthema, und zwar ohne taktisches Kalkül und persönliche Eitelkeiten im Buhlen um Wählerstimmen. Zuletzt wünsche ich mir neutrale und sachorientierte Berichterstattungen in den Medien und die Priorisierung auf Fakten und Wahrheitsgehalt anstatt Klickzahlen und Absatz.