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Foto (privat): Dekanatsreferent Tobias Kriegisch

Der Preis, den die Umwelt zahlt, ist hoch

Sibylle Schwenk in der Reihe „Kirchenseite“ der Schwäbischen Post und Gmünder Tagespost 

Weniger Plastikmüll beim Einkaufen, Duschen mit Seife oder der Kauf von fair produzierten T-Shirts gehören mittlerweile bei vielen fast schon zum Standard. Das Thema Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung begleitet uns jedoch nicht nur im Alltag. Gerade zu Ferienbeginn treibt es viele Deutsche wieder in die Welt, oftmals in Entfernungen, die nicht mehr mit dem Auto, dem Bus oder der Bahn erreichbar sind. Die Tourismusbranche trägt mit rund acht Prozent aller Emissionen einen großen Teil zur globalen Erwärmung bei. Fliegen ist gar die klimaschädlichste Art sich fortzubewegen.

Kann man aufs Fliegen ganz verzichten? Was macht eine klimabewusste Reise besonders schön? Gibt es tolle Alternativen? Darüber und noch andere flankierende Themen haben wir mit Tobias Kriegisch gesprochen, Dekanatsreferent im katholischen Dekanat Ostalb.

Wie reist man klimabewusst?

Als meine Frau und ich noch keine Kinder hatten, haben wir alle unserer Reisen mit der Bahn und dem Fahrrad geplant. Wir hatten immer eine wunderbare Zeit, in der ich auch für mich entdeckt habe, dass man gar nicht viel braucht, um es schön zu haben. Es genügt die freie Zeit, die Erholung, die Entspannung, das Bei-sich-Ankommen, und für mich auch das Bei-Gott-Ankommen. Wir achten auch im Urlaub darauf, dass wir uns ressourcenschonend verhalten. Man muss nur dafür offen sein, dann entdeckt man auch viele besondere Möglichkeiten, zum Beispiel Paddling auf der Saale in Leipzig.

Macht das überhaupt Spaß?

Ja klar! Man wird immer mal wieder mit unerwarteten Situationen konfrontiert, wenn man mit Bahn und Fahrrad unterwegs ist. Dann ist es gut, flexibel zu bleiben und nicht auf die Minute getaktet zu sein. Dafür fängt der Urlaub schon an der Haustüre an. Der Weg an mein Ziel ist auch schon Urlaub. Was man ja als Reisender mit dem Auto nicht immer behaupten kann…

Gibt es etwas Kurioses, das Sie beim Reisen mit dem Fahrrad erlebt haben?

Kurios finde ich schon die Tatsache, dass ich hier vor Ort schon einige Male einen Platten am Rad hatte. Aber tatsächlich noch nie im Urlaub J Ich behaupte, diese Reisen stehen einfach unter einem guten Stern! Auch wenn ich an die Wolkenfront denke, die uns durch Norwegen einen Tag lang begleitet hat. Es war immer vor oder hinter uns nass, aber nie waren wir selbst betroffen.

Ist Fliegen für Sie tabu?

Ja tatsächlich. Auch wenn unsere Kinder immer wieder fragen, warum wir nicht in den Urlaub fliegen. Aber es gibt so viele schöne Dinge hier zu erkunden, so viele Städte oder Landschaften, die gut mit dem Zug erreichbar sind. Ich kenne vielleicht nicht die Strände der Malediven, dafür aber tolle Städte wie Leipzig, Erfurt oder Stockholm – und die Nordsee.

Wie ist Ihre Meinung zu den Klimaaktivisten, die am Dienstag den Flughafen Köln-Bonn und am Donnerstag den Frankfurter Flughafen für mehrere Stunden lahmgelegt haben?

Protest finde ich grundsätzlich gut, doch ich frage mich schon, was diese Form von Protest tatsächlich bewirken kann. Letztendlich sollten wir die Politiker dazu bringen, bei den Flugpreisen zu intervenieren. Die Preise fürs Fliegen sollen höher sein, denn der Preis, den die Umwelt dafür zahlt, ist immens hoch.

Was halten Sie von den sogenannten „Kompensationsleistungen“, bei denen der Reisende einen zusätzlichen Betrag zum Flugticket bezahlt und damit konkrete Klimaschutzprojekte unterstützt…

Ich sage mal: Es ist besser, als nichts zu tun. Aber auch hier fände ich es noch sinnvoller, die Ersatzleistung für den Ausgleich in ein Klimaschutzprojekt bereits in den Flugpreis zu inkludieren. 

Haben Sie gute Tipps, wohin man eine tolle, klimabewusste Reise unternehmen kann?

Also der Bodensee hat für mich immer das Potential für eine schöne Reise. Dort gibt es Wasser, Berge, wunderbare Landschaften. Es ist auch mit Kindern eine gut machbare Reise.

 

25.07.2024/Dekanat Ostalb/Schwenk

 

Info: Ein Flug von Deutschland auf die Malediven und zurück verursacht pro Person eine ⁠Klimawirkung⁠ von rund drei Tonnen CO2-Äquivalenten. Mit einem Mittelklassewagen können Sie mehr als 15.000 km und damit deutlich mehr als die durchschnittliche Jahresleistung eines Pkw in Deutschland fahren, bis Sie die Treibhausgaswirkung einer solchen Flugreise erreichen. (Quelle: Bundesumweltamt)