Ab dem 1. August herrscht Ruhe, ist alles still. So sagte mir vor kurzer Zeit eine Mitarbeiterin. Bis zu diesem Zeitpunkt werden die Menschen immer umtriebiger, aggressiver, ungeduldiger, druckvoller und getriebener. Ab dem Zeitpunkt des Urlaubs scheint die persönliche Welt ein wenig still zu stehen. Viele wissen in den ersten Tagen gar nichts mit sich anzufangen. Der Zeitplan ist weg, der Druck auch. Was mache ich jetzt? Viel wird in den letzten Tagen vor dem 1. August erledigt, eingetütet, unterschrieben, abgeschlossen und auch verletzt, abgehakt, fertig gemacht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Viel persönlicher Müll wird versucht zu entsorgen! Vor der Sommerpause wird dann das gesagt, was man schon immer sagen wollte: dann soll sie/er den Sommer nutzen, um darüber nachzudenken. Das gilt auch für uns Christen. Ich erlebe gerade viele Menschen, die oft undifferenziert und sehr aggressiv, verletzend ihren persönlichen Müll auf die Nächsten abladen, damit sie selbst befreit in die Sommerpause gehen können. Container-Dienst könnte man dazu sagen. Sagt die Kirche nichts oder sagt sie etwas: zum Maulen ist immer Anlass. Seelsorge und Müllsorge sind miteinander verwandt. Eine große Reverenz mache ich deshalb jedes Mal, wenn ich meine Kollegen treffe: nicht nur die Pfarrer, sondern die Orangefarbenen. Die Menschen vom Müll- und Containerdienst! Vor diesen Menschen habe ich einen riesen Respekt, weil ich als Schüler und Student selbst mein Geld damit verdient habe und weiß, was die alles leisten. Ich habe Respekt vor den Müllentsorgern, Papierkorbentleerungsdiensten, den Straßenkehrern, und Anderer-Leute-Dreck-Aufklauberinnen. Wenn die Menschen, die im Internet anonym, hinter vorgehaltener Hand, oder in den Medien in verlogener Lästerung und aus lauter Bösartigkeit meinen, sie könnten, weil wir jeden Dreck aufsammeln, ruhig noch mehr wegwerfen, dann soll all diesen Menschen gesagt sein: Willst Du, dass über Dich auch so ein Dreck ausgekippt wird? Wer auf andere mit Dreck wirft, macht sich selbst schmutzig! Urlaub kommt seit dem 8. Jh. von der Erlaubnis, sich zu entfernen. Hier ist aber nicht das Entfernen von der Mitmenschlichkeit gemeint. Weder vor noch im Urlaub! Oft wird den Menschen von Wellness-Gurus nahegelegt, neue Quellen zu erschließen. Deshalb habe ich mir als katholischem Geistlichen folgende Haltungen vorgenommen: das Profilierte beeindruckt bzw. weckt Aufmerksamkeit, nicht das Angepasste und lauwarme Gedöns. Ich laufe nicht davon und trete aus, sondern ich bin da: für die Notleidenden und Menschen die mich brauchen! Deshalb: das Profil des Christlichen muss liebenswürdig sein, einladend, und es muss argumentativ einen Standpunkt haben. Solche Profiliertheit kann es sich dann aber auch leisten, der Schuhabputzer zu sein! Um heute eine Kirche für die Unentschiedenen zu sein, bedarf es entschiedener Christen. Die Zeit ist reif. Nach der Sommerpause geht’s richtig los!